"Unter fremder Flagge segeln" ist eine Redensart, die zu der Gruppe jener gehört, die der Seemannssprache entliehen wurden. In der Marine war diese Bezeichnung dann zutreffend, wenn jemand mit falscher Flagge sein Boot ausgestattet hatte, um nicht vom Feind oder von Piraten angegriffen zu werden. Die Redensart meint eher, dass man sich als jemand anders ausgibt und hat damit zwar von der Grundüberlegung her einen Zusammenhang, gehört aber zur Gruppe jener, deren Bedeutung sich stark geändert hat.
Das häufigste Beispiel ist wohl nun mit dem Internet gegeben, wenn Artikel veröffentlicht werden, die aber mit einem anderen Namen ausgestattet werden. Wenn man dahinterkommt, erkennt man, dass der Autor unter fremder Flagge segelt, also nicht mit seinem echten Namen die Veröffentlichung angestrengt hat. Das muss keine böse Handlung sein, Autoren haben oft ein Pseudonym, unter dem sie Texte veröffentlichen.
Natürlich kann es auch böse Handlungen geben, wenn man unter fremden Namen böse Einträge in Foren schreibt, um jemanden anzuschwärzen. Auch dann segelt man unter fremder Flagge, und zwar mit dem Ziel, jemanden zu schaden, ohne als Übeltäter erkannt zu werden. Man richtet den Schaden an, aber hat keine Konsequenzen zu befürchten, weil niemand wissen kann, wer man wirklich ist - allerdings weiß man längst, dass das falsch ist und man sehr wohl dahinterkommen kann, wer der Übeltäter war.
Eine ganz andere Variante ist im Geschäftsleben häufig anzutreffen. Ein Unternehmen beteiligt sich an einem Projekt und ist federführend, aber tritt nicht in Erscheinung. Stattdessen gibt es eine andere Marke oder ein anderes Unternehmen, dass das Projekt nach außen hin vertritt. Zwar wird auch mitgearbeitet, die Verantwortung trägt man nicht. In diesem Fall segelt man gleichfalls unter fremder Flagge, weil das eigentliche Unternehmen nicht aufscheint. Das kann auch eine Zusammenarbeit sein, bei der ein Unternehmen nach außen auftritt, viele andere aber zuarbeiten.
Besonders bei Internetaufgaben ist das häufig der Fall, wenn eine Agentur nach außen auftritt, der Grafiker, Programmierer oder andere Fachkräfte aber in eigener Rechnung zuarbeiten, namentlich aber nicht in Erscheinung treten. Sie haben zum Teil sogar E-Mail-Adressen der Agentur, damit es so aussieht, als ob man Mitarbeiter wäre, arbeitet aber selbständig.
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