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EAV Burli

Burli: Heftige Diskussionen in Deutschland

Burli war das achte Lied des EAV-Albums Liebe, Tod & Teufel und thematisierte auf sarkastische Weise den Reaktorunfall von Tchernobyl. Das Album war 1987 auf dem Musikmarkt erschienen und damit war das Lied sehr aktuell. Das Lied war und ist ein Beispiel, wie unterschiedlich Texte aufgenommen werden können.

Burli: Inhalt und Charts

Im Text geht es um das Leben eines Jungen, der durch die Folgen des Reaktorunfalls statt fünf sieben Finger auf jeder Hand hat und er hat drei Ohren statt einem und auch sonst schwere Schäden aufgrund der atomaren Auswirkungen. Wirklich ernst empfindet man das Lied aber trotzdem nicht, weil es im typischen Happy-Sound der Ersten Allgemeinen Verunsicherung gespielt wird.

Das ist bei der EAV oft so, dass die Texte sehr ernste Themen aufgreifen, die aber witzig dargestellt werden. Bei Burli ist es genauso gewesen, dass Texter Thomas Spitzer die Folgen von Tchernobyl in überspitzten Zeilen verarbeitet hatte, aber trotzdem das Lied wie ein lustiges Kinderlied klang.

Weniger lustig fand man "Burli" in Deutschland. Ausgehend vom bayrischen Radio wurde das Lied boykottiert, weil man es als Beleidigung für behinderte Menschen interpretierte. Das war nicht im Sinne der EAV, trotzdem schlossen sich alle anderen Radiosender Deutschlands an und damit kam das Lied im Gegensatz zu den anderen Liedern ab 1988 kaum mehr in Radiosendungen vor.

So geschah es, dass die Atomlobby adressiert war, aber eine völlig andere Interpretation entstand, denn "Burli" sollte die Gefahr und die möglichen (wenn auch überspitzt dargestellten) Folgen der Atomreaktoren aufzeigen und keineswegs sich über Behinderte lustig machen.

Burli Text

Herr Anton hat ein Häuschen
mit einem Gartenzwerg
und davor, da steht ein Kernkraftwerk.

Da gab es eines Tages eine kleine Havarie:
Die Tomaten woarn so groß wie nie.
Und a da Sellerie!

Und seine Frau, die Resi,
die nix versteht vom Cäsi –
um und vom Plutonium,
die haut’s vor Glück mitsamt dem Toni um.

Wie dem auch sei, ois geht vorbei,
die Zeit heilt alle Wunden
und im Mai, da ward ein Sohn entbunden.

Als er das Licht der Welt erblickt,
der Anton Junior, kommt er allen
sehr verdächtig vor. Sehr verdächtig vor!

Bedenklich find da Oberarzt,
daß er net schreit und a net pforzt.
Die Hebamm sogt: „Ans waaß i g’wieß:
Daß der Bua was ganz was b’sondres is!“

Ref:
Burli, Burli, Burli.
Mein Gott, is unsa Burli siaß.
Der Burli hot links und rechts drei Uhrli,
am Kopf hot er a Schwammerl,
fünf Zechn auf die Fiaß,
Mein Gott, is unsa Burli siaß.
Mein Gott, is er net siaß.


Es geht die Zeit, der Burli nicht,
er sitzt nur stui am Schammerl
mit seim Wasserkopf und spuit si mit seim Schwammerl.

Am Abend nimmt die Frau Mama ihr’n Remutantenwastl
und stellt ihn beim Bett durt auf des Kastl.

Das Geld wird immer knapper,
doch es frohlockt der Papa,
Weil er den halben Strom nur zahlt,
seit der Bub als Nachttischlamperl strahlt!

Ref:
Burli, Burli, Burli.
Mein Gott, is unsa Burli siaß.
Der Burli hot links und rechts drei Uhrli.
An jeda Hand zehn Finga
und Hände hat er vier.
Keiner spielt so schnell Klavier.


Heute zählt der Burli dreißig Lenze oder mehr,
eine Frau zu finden, das ist schwer.

Doch des Nachbars Tochter, die Amalia,
ja die gleicht dem Burli fast aufs Haar.
Das ziemlich schütter war!

Auch sie hat einiges zuviel
als Andenken von Tschernobyl,
Und auf geht es zum Traualtar,
meiner Seel, ein schönes Paar!

Ref:
Burli, Burli, Burli.
Mein Gott, is unsa Burli siaß.
Der Burli hot ganz rote Uhrli!
Und mehr noch als die Eltern
freut sich die Amalia,
weil ihr Burli, der hat:
Zwa, drei, ans, zwa, dra, vier…

Burli, Burli, Burli.
Mein Gott, is unsa Burli siaß.
Der Burli hot ganz rote Uhrli!
Und mehr noch als die Eltern
freut sich die Amalia,
weil ihr Burli, der hat…

Informationen

Titel: Burli
Interpret: Erste Allgemeine Verunsicherung (EAV)
Album: Liebe, Tod und Teufel
Erscheinungsjahr: 1987
Text: Thomas Spitzer/EAV

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In den 1980er-Jahren entstand in der Steiermark ein ganzes Netzwerk an guten Musikern und Interpreten, die auch zusammengearbeitet haben wie etwa Gerd Steinbäcker von STS in den Anfängen der EAV, auch Wilfried mischte mit.

Die Erste Allgemeine Verunsicherung oder kurz EAV wurde zur Hitfabrik mit riesigen Erfolgen. Die Lieder können heute noch die meisten Leute auswendig mitsingen und wurden zu einem Stück der österreichischen Musikgeschichte mit vielen Fans im ganzen deutschsprachigen Raum.

STS war eigentlich fast schon am Ende, als Fürstenfeld passiert ist. Von da an war das Trio nicht mehr aufzuhalten und erst Alter und Erkrankung sorgten für ein Ende. Die Lieder sind aber geradezu zeitlose Dokumente einer beeindruckenden Band aus der Steiermark.

Stefanie Werger ist eine der wenigen Frauen, die es schaffte, ihren Platz am österreichischen Musikmarkt zu erkämpfen, wo sonst mit Ambros, Fendrich, Falco & Co. die Männer für die musikalischen Erfolge gesorgt hatten.

Es gab noch einige weitere Hits und Interpreten aus jenem Netzwerk. Wilfried war jenseits von gut und böse und verband Volksmusik mit Rock, wie es später Hubert von Goisern auch umsetzte. Es gab Einzelhits wie Motorboot von KGB oder den Hexen-Ohrwurm angesichts einer Landesausstellung.

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Infos zum Artikel

EAV BurliArtikel-Thema: EAV Burli

Beschreibung: Das Lied 🇦🇹 Burli ist das umstrittene Lied der EAV aus dem Jahr 1987, das ✅ Tchernobyl und damit die Atomkraft samt ihrer Folgen thematisiert und kritisiert hatte.

letzte Bearbeitung war am: 22. 09. 2021

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